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Echter Hausschwamm

lat.: Serpula lacrimans

Der Echte Hausschwamm ist sicher der gefährlichste und zugleich der am schwierigsten zu bekämpfende Zerstörer des in Gebäuden verbauten Holzes. Daher besteht im allgemeinen eine Meldepflicht über den Befall gemäß den Bauordnungen der Bundesländer. Die große Gefährlichkeit dieses Pilzes liegt neben der starken Zerstörungskraft vor allem darin, dass er zur Entstehung und Ausbreitung niedrigere Holzfeuchten als andere Gebäudepilze benötigt und als einziger unter den Bauholzpilzen unter bestimmten Bedingungen auch auf trockenes Holz übergreifen kann.

Dies liegt zum einen daran, daß das bei der hydrolytischen Spaltung der Cellulose entstehende Atmungswasser zur Holzdurchfeuchtung beiträgt und zum anderen können mit Hilfe der Strangmyzele Wasser und zusätzliche Nährstoffe über relativ große Strecken transportiert werden. Das heißt, mit einer einzigen zur Verfügung stehenden Feuchtigkeitsquelle ist an nahezu jeder Stelle eines Gebäudes das Wachstum möglich. Darüber hinaus kann der Pilz infolge seines hochentwickelten Oberflächenmyzels bzw. Strangmyzels holzfreie Stoffe meterweit überwuchern und Mauerwerk durchwachsen. Auch wenn das Mauerwerk dabei nicht direkt geschädigt wird, muss es in die Bekämpfungsmaßnahmen einbezogen werden. Ein weiteres wesentliches Gefahrenmoment liegt darin, dass noch lebende, sich in Trockenstarre (die länger andauern kann) befindende Myzelreste unter für sie günstigen Bedingungen erneut auswachsen.

Der Echte Hausschwamm ist ein typischer Cellulosezerstörer und ruft entsprechend eine Braun- oder Destruktionsfäule hervor. Befallen wird vorwiegend Nadelholz, wobei Laubholz allerdings nicht geschont ist. Daneben greift der Pilz aber auch Holzwerkstoffe, Rohrgeflechte, Bücher, Textilien, Teppiche, Kartoffeln und andere Kohlenhydrate enthaltende Materialien an. Der Temperaturbereich geht von 3°C - 26°C, die günstigsten Wachstumsbedingungen liegen bei 18°C - 22°C. Die optimale Holzfeuchtigkeit beträgt etwa 30%, wobei sich der optimale Feuchtigkeitsbereich mit fortschreitender Pilzentwicklung zu höheren Werten hin verschiebt. Empfindlich reagiert der Echte Hausschwamm auf zu hohe Temperaturen, zu hohe Holzfeuchtigkeiten, auf Klimaschwankungen und auch auf Zugluft. Daher ist das Wachstum und damit die Zerstörungskraft in verdeckten Hohlräumen mit konstantem kühlfeuchtem Klima und wenig Luftbewegung besonders groß.

Die Bekämpfung von Echtem Hausschwamm ist in der Regel recht aufwendig und umfangreich, da nur bei sorgfältigster Ausführung ein Wiederaufleben vermieden werden kann. Nach wie vor gilt der Hausschwammbefall als "erheblicher Mangel" im Sinne des § 459 BGB mit allen sich hieraus ergebenden Konsequenzen beim Kauf und Verkauf von Gebäuden. Allerdings muß dazu angemerkt werden, daß die Bewertung nur bei Lebendbefall gerechtfertigt erscheint. Mit Hilfe der heute zur Verfügung stehenden Erkenntnisse und technischen Mittel ist ein solcher Befall - bei aller gebotenen Vorsicht - durchaus differenziert zu betrachten.

Auch die aus früheren Zeiten stammende Pauschaleinstufung, "Hausschwamm macht ein Gebäude praktisch wertlos", ist so nicht haltbar, denn das Entfernen von Echten Hausschwamm ist möglich. In jedem Fall ist die Beurteilung von genauer Voruntersuchung abhängig. Die Bekämpfung erfordert spezielle Sachkunde und Geräteausrüstung. Die folgenden Fluorenszensmikroskopie-Aufnahmen zeigen nach entsprechender Färbung der Hyphen des Echten Hausschwammes die inaktiven und aktiven Zellkerne. Mit dieser sogenannten Vitalitätsprüfung wird untersucht, ob vorhandener Befall noch Wachstumspotential besitzt.

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